Präsentismus: Krank zur Arbeit?

Falsch verstandenes Pflichtgefühl

Während der Coronapandemie ist das Bewusstsein für das Gesundheitsverhalten am Arbeitsplatz gestiegen. Dies hat dem Präsentismus aber nicht wirklich ein Ende gesetzt. Eine wichtige Maßnahme zur Eindämmung des Coronavirus ist bekanntermaßen, dass infizierte Mitarbeiter der Arbeit fernbleiben. Trotzdem geht einer aktuellen Studie der pronova BKK zufolge jeder zehnte Beschäftigte mit einer Coronainfektion zur Arbeit. Und auch andere physische und psychische Erkrankungen sind demnach für viele Arbeitnehmer kein Grund, zu Hause zu bleiben. Mit Rückenschmerzen kommen nach dieser Studie 49 Prozent zur Arbeit, 38 Prozent mit Allergien und 20 Prozent mit ansteckenden Infekten (außer Corona). Etwa jeder Zehnte machte sein Erscheinen im Unternehmen nicht von seinem eigenen Gesundheitszustand abhängig, sondern davon, wie viel zu tun ist. Nur 28 Prozent der Arbeitnehmer blieben bei einer Krankheit konsequent zu Hause und arbeiteten nicht.

Arbeiten Beschäftigte trotz einer Erkältung, Schmerzen oder anderen Erkrankungen, sei es von zuhause aus oder im Unternehmen, kann dies sowohl das Resultat betrieblicher Faktoren als auch persönlicher Motive sein: Viele Beschäftigte wollen ihre Kollegen nicht im Stich lassen oder ihnen keine Mehrarbeit aufbürden. Auch ein Verantwortungsgefühl gegenüber Kunden, ein hohes Arbeitsvolumen oder starker Termindruck können Gründe sein, krank zur Arbeit zu erscheinen. Der eine oder andere befürchtet bei krankheitsbedingtem Fehlen berufliche Nachteile oder hat sogar Angst, seinen Arbeitsplatz zu gefährden.